ABSTRACT
Der Beginn der dritten Dekade des 21. Jahrhunderts fühlt sich wie vor hundert Jahren an: ein Virus hat eine Pandemie verursacht, die Weltwirtschaft hat einen Einbruch erlitten, die Arbeitslosigkeit steigt und Demokratien sind in Gefahr von Populisten unterwandert zu werden. Im Gegensatz zu den 1920ern sind heute jedoch vor allem Staaten mit einer langen demokratischen Tradition von Populisten bedroht. Um Wege aufzuzeigen, wie sich Demokratien vor Populismus schützen können, beschäftigt sich dieser Artikel mit dem Wirken von Hans Kelsen und Hans Morgenthau;zwei Intellektuelle, deren Werk von eigenen Erfahrungen mit Populismus in der Zwischenkriegszeit geprägt wurde. Obwohl Kelsen und Morgenthau gegensätzliche Ansätze aus ihren Erfahrungen entwickelten, waren sie doch in ihrer Ablehnung anti-demokratischer Kräfte in der Weimarer Republik vereint. Eine Wiederbeschäftigung mit ihrem Denken lohnt sich daher für gegenwärtige Politikwissenschaft, da sich aus dem Werk Kelsens und Morgenthaus Rückschlüsse über das Wiedererstarken von populistischen Bewegungen heutzutage gewinnen lassen.Alternate :Starting the third decade of the twenty-first century feels like a hundred years before: a virus has led to a pandemic, economies are struggling, unemployment is rising, and democracies are under threat by populist demagogues. In contrast to the 1920s, however, particularly countries with long democratic traditions are threatened by populism today. To identify potential pathways to protect democracies, this paper returns to the 1920s by focusing with Hans Kelsen and Hans Morgenthau on scholars who had first-hand experiences with populism in Europe. While both pursued contrasting approaches to deal with their experiences, they took a similar stance to anti-democratic forces. A reengagement with their thought helps to sensitise current scholarship to understand why such demagogues are resurfacing again.